Strategien und Lösungen für die Food Value Chain
Die AFC Consulting Group feierte im abgelaufenen Jahr ihr 45-jähriges Bestehen. Fast ein halbes Jahrhundert Beratungserfahrung ist uns Anlass genug, den Blick gerade deshalb nicht zurück sondern nach vorne zu richten.
Die Veränderungen, die wir entlang der Food Value Chain erleben, wären uns bei der Gründung im Jahr 1973 als Science Fiction erschienen. Äcker, die mit Drohnen und Feldrobotern bearbeitet und überwacht werden, selbst lernende Algorithmen im Farm Management, Tiere, die ihre individuelle Futterration vom Automaten gemischt bekommen, Produktionsstraßen in der Lebensmittelindustrie, die sich selber mit Einkauf und Vertrieb vernetzen, Restaurants, die Gerichte entsprechend unseres individuellen Nährwertbedarfs zubereiten etc. etc.
So sehr Unternehmen und Verbraucher die damit verbundenen Chancen schätzen, gilt es dabei auch, die Schattenseiten der Entwicklung im Auge zu haben. Was geschieht mit all den Daten, die dort entstehen und wem gehören sie? Hilft uns die neue Datenschutz Grundverordnung dabei? Werden Maschinen anstelle von Menschen strategisch relevante Entscheidungen treffen und werden Arbeitsplätze in großem Maße wegrationalisiert?
Zum Glück fällt gerade diese Debatte in eine Zeit, in der sich der demografische Wandel, über den wir seit langem reden, tatsächlich in den Personalabteilungen bemerkbar macht. Erste Unternehmen beklagen nicht nur einen Mangel an Fachkräften sondern ganz allgemein an Mitarbeitern aller Qualifikationsebenen. In einer Großbäckerei erhielten wir kürzlich die Antwort im Rahmen einer Branchenstudie, man stelle mittlerweile jeden ein, der bereit sei, regelmäßig zur Arbeit zu kommen. Fehlende Qualifikationen würden nachgeschult. Die Bedrohung liegt zumindest augenblicklich nicht im Wegfall von Arbeitsplätzen, sondern viel eher in dem Mangel an Arbeitskräften.
Unternehmen müssen ihre Anstrengungen im Bereich der Personalarbeit nicht nur erhöhen. Sie müssen die Personalarbeit auf die neuen Gegebenheiten ausrichten. Nur Arbeitsplätze anzubieten, ggf. ergänzt mit den üblichen Benefits reicht nicht mehr aus, wie die hier vorgestellte Studie der AFC Personalberatung und der ANG, der sozialpolitischen Spitzenorganisation der Ernährungswirtschaft, deutlich zeigt. Unsere Interviewpartner von Coca Cola und Nestlé schildern in eigenen Beiträgen, wie sie sich der Aufgabe stellen. Nicht zuletzt auch aus unserer Arbeit mit und an Universitäten wissen wir, dass Absolventen sich der Berufswahl ganz anders nähern als noch vor wenigen Jahren.
Lebensmittelhersteller werden dazu auch an ihrem allgemeinen Image bei Verbrauchern und ihren unmittelbaren Kunden, den Unternehmen des Lebensmittelhandels, arbeiten müssen. Wir haben erneut das Image der Hersteller im Handel abgefragt und waren überrascht davon, wie kritisch der Handel seine Lieferanten aus der Industrie betrachtet. Es überrascht insofern nicht, dass das Thema Vertikalisierung weiter an Fahrt gewinnt und Händler immer öfter zu Herstellern werden.
Lebensmittelskandale aller Art tragen ihr übriges zum Bild der Branche in der Öffentlichkeit bei. Mit dem AFC Issue Monitor legen wir jährlich eine Hitliste der Themen vor, die in der öffentlichen Diskussion eine Rolle spielen. Auch in diesem Jahr sind es vor allem die Themen rund um die Tierhaltung, die die Diskussion bestimmen. Behörden und Politik stehen dabei unter größerer Beobachtung als bisher, was ihren Beitrag zur Sicherstellung von Lebensmittelsicherheit, Tierschutz und Verbraucherschutz angeht.
Der Fleischkonsum geht folgerichtig weiter zurück. Zu dem Leitbild einer gesunden Ernährung gehört weniger Fleisch und mehr Frische. Verbraucher haben Ihre Vorliebe für exotische Produkte mit Zusatznutzen entdeckt: Superfoods sind daher im Wortsinne in aller Munde. Halten sie was sie versprechen, auch für Hersteller und Händler?
Auf viele dieser Fragen werfen wir ein Schlaglicht mit den Beiträgen aus diesem Band. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen.
Bonn zum Jahreswechsel 2018/2019
Otto A. Strecker, Anselm Elles,
Michael Lendle, Thomas Küsters, Volker Ebert