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07.05.2021

Lebensmittel Zeitung: Management-Buyouts sind im Foodbereich selten

Unternehmensübernahmen durch erfahrene Manager sind bei Lebensmittelherstellern wegen des hohen Kapitalbedarfs eher selten, heißt es bei der AFC Consulting Group, die sich auf die Ernährungsbranche spezialisiert hat. Trotzdem gebe es bekannte Beispiele. Dazu gehören neben der großen Nachwende-Erfolgsstory von Rotkäppchen auch Maredo, das 2005 vom Management und einem Finanzinvestor übernommen wurde, genauso wie Geti Wilba 2008. Zu den älteren Beispielen zählt AFC-Vorstand Otto Strecker DSD Duales System Deutschland sowie Birkel. „An Management-Buyouts sind häufig Finanzinvestoren beteiligt, weil die Privatpersonen nicht über die nötigen Mittel verfügen.“ Genauso häufig wie MBOs mit Beteiligung von Finanzinvestoren gebe es Management-Buyins, bei denen sich externe Manager an Unternehmensübernahmen beteiligen. „Diese privaten Mit-Inhaber werden meist mit einem kleinen Anteil zum Mitunternehmer, oft zeitlich begrenzt.“ Verkaufen sie zusammen mit den Finanzinvestoren, vervielfachen sie dabei oftmals ihren Einsatz. „Das ist dann ein starker Anreiz, das Unternehmen so zu führen, als sei es voll und ganz das eigene“, sagt Strecker.

Bei größeren Unternehmen sei nur eine von hundert Transaktionen ein echtes Management-Buyout. Über 90 Prozent der Übernahmen in der Lebensmittelindustrie erfolgen durch Unternehmen der eigenen Branche oder aus dem vor- und nachgelagerten Bereich. Weniger als 10 Prozent erfolgen durch Finanzinvestoren, von diesen ein kleinerer Teil in Kombination mit MBO oder MBI.

„Ehrlicherweise sind nicht alle MBOs Erfolgsgeschichten“, sagt Strecker. Maredo sei schon vor Beginn der Corona-Pandemie angeschlagen gewesen und ging im Frühjahr 2020 insolvent. Geti Wilba erlitt trotz eines starken Finanzpartners das gleiche Schicksal und gehört nun einem anderen, auf Restrukturierung spezialisierten Beteiligungsunternehmen.

Wesentlich besser lief es bei Birkel. Nach einem Lebensmittelskandal in den 80er Jahren war das Unternehmen 1990 vom Familienbesitz auf Danone übergegangen. Als es dort nicht mehr ins Portfolio passte, griff das Management 1999 ebenfalls mit Hilfe von Finanzinvestoren zu und entwickelte Birkel durch Übernahmen zu einem starken nationalen Player weiter. 2014 verkaufte man an Newlat, einen internationalen Pasta-Konzern.

Der Charme von MBOs: „Sie sichern die Nachfolge durch intime Kenner des Unternehmens.“ Statistisch seien MBOs jedoch nicht erfolgreicher als andere Übernahmen. Umbrüche in Unternehmenssituationen erforderten oftmals spezifisches Know-how. „Manager unterschätzen diese Umbruchssituation gelegentlich“, beobachtet Otto Strecker

 

In: Lebensmittelzeitung, Ausgabe 18 vom 07.05.2021, jw/lz 18-21, S. 88