Entwicklungshilfeminister Müller fordert, nur noch "faire" Bananen zu kaufen und verstärkt Kritik, die sich kürzlich an Aldi wegen seiner Handelspraktiken mit Entwicklungsländern entzündet hat. Aldi hatte mit angekündigten Preissenkungen einen Sturm der Entrüstung bei Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs) ausgelöst. Man bereichere sich auf Kosten der Erzeuger in den Ursprungsländern.
Allerdings übersehen die Kritiker elementare Fakten. Lebensmittel-Einzelhändler kaufen die Bananen nicht auf den Plantagen vor Ort. Die Wertschöpfungskette ist lang, und beteiligt sind meist mehrere lokale und internationale Zwischenhändler, Reedereien und Reifereien, von denen jede Stufe eigene Kosten und Margen hat. Zu den teuersten Positionen gehören übrigens die staatlichen Zölle.
Es ist legitim, in einem solchen komplexen System nach Einsparpotenzialen entlang der Kette zu suchen. Unveränderlich dabei ist übrigens der staatlich gesetzte Mindestpreis, den Erzeuger in Ecuador erhalten. Es ist eines der Hauptanbauländer.
Für die Kontrolle des Mindestpreises sollte man nicht nach deutschen Lebensmittelhändlern rufen, sondern nach der staatlichen Exekutive vor Ort. Es gibt auch keinen Anhaltspunkt dafür, dass der Mindestpreis nicht eingehalten würde - allerdings dafür, dass je nach Angebotslage andere Herkünfte zu günstigeren Konditionen liefern als zu dem staatlich fixierten Preis. Marktmechanismen wirken eben trotz staatlicher Interventionen.
Dass der Minister nun ein "Wertschöpfungskettengesetz" erlassen will und deutsche Unternehmen in die Pflicht für die Produktionsbedingungen aller Lieferanten nehmen will, zeugt von seinem guten Willen, die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern - von mehr nicht.
Otto Strecker ist Vorstand der auf die Food Value Chain spezialisierten AFC Consulting Group und Lehrbeauftragter für Agrarökonomie an der Universität Bonn.
Lebensmittel Praxis Heft 04/2019, Seite 46