Drei Aachener Würste genießen ab sofort den gleichen europäischen Geo-Schutz wie Champagner, Kölsch und die Printe
Zwischen Erfindungen wie Pizza am Stiel und Kuchen aus dem Toaster lassen Aachens Metzger auf der Ernährungsmesse Anuga aus der Printenstadt gerade eine Wursthochburg erwachsen. ... Nordrhein-Westfalen hat außer Dortmunder Bier, Kölsch und der Aachener Printe keinerlei europäische Patente in Sachen Geo-Schutz zu bieten. Nach mehr als vier Jahren gelingt es uns jetzt, den Öcher Puttes, die Karlswurst und die Aachener Weihnachtsleberwurst patentieren zu lassen , freut sich Obermeister Wolfgang Flachs. So soll der Westzipfel als offizielles Zentrum regionaler Fleischverarbeitungskunst zu weltweit renommierten Marken wie Champagner, Mailänder Salami und Parma-Schinken aufschließen. NRW ist in Sachen Ernährung mit 800 000 Arbeitsplätzen von Saatgut bis Fastfood ein schlafender Riese , sagt Otto A. Strecker. Er betreut für die Landesregierung das Projekt Ernährung.NRW . Italiener, Franzosen und Spanier seien den Deutschen in Sachen regionaler Vermarktung meilenweit voraus, klagt er. Und dies können wir mit den drei neuen Patenten aus Aachen durchaus ändern denn viel mehr als Printen und Kölsch gibt s aus dem Westzipfel nicht , sagt Strecker. Bislang. Doch das soll jetzt anders werden. Die Würste aus der Kaiserstadt sollen die regionale Vermarktung ankurbeln: der Öcher Puttes als etablierte Blutwurst-Variante, die Aachener Weihnachtsleberwurst nach einer edlen Rezeptur aus dem 19. Jahrhundert und die Karlswurst mit Kräutern, die im 1200 Jahre alten Kräuter-Büchlein aus Kaiser Karls Garten gelistet sein müssen. Die Leberwurst sei Aachens fleischgewordene Printe lobte Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp bereits. Und Lambertz-Inhaber Hermann Bühlbecker freut sich mit: Nürnberg hat es ebenfalls geschafft, für Rostbratwürste und Lebkuchen bekannt zu werden , sagt er. Dass die Aachener Weihnachtsleberwurst dank Ingredienzien wie Kardamom, Anis und Koriander sowieso ein printenähnliches Aroma besitzt, hilft da natürlich. Es reicht aber nicht. Der Fleischmarkt ist hart umkämpft, jetzt muss das Marketing mit den Aachener Namensrechten angeschoben werden und das Produkt europaweit verfügbar gemacht werden , rät Printen-Spezialist Bühlbecker... Für die Aachener Wurstambitionen dürfte die Ernährungsplattform auf 284 000 Quadratmetern und mit Zehntausenden Besuchern groß genug sein...
Aachener Zeitung vom 12.10.2011, Seite 1 / Titelseite (Auszugsweise Wiedergabe)