Wie lassen sich die Verbrauchererwartungen in der Obst- und Gemüseabteilung erfüllen? Dieser Frage ging Anselm Elles nach, Geschäftsführer bei AFC Risk & Crisis in Bonn.
Die Obst- und Gemüseabteilung ist häufig der erste Eindruck für Kunden und das Aushängeschild eines jeden Supermarktes. Sie ist ein wesentlicher Differenzierungsfaktor im Wettbewerb. Weder Kaufleute noch Kunden wollen unreife oder überreife Ware in der Auslage sehen. Verschimmelte Orangen führen zu Frust beim Einzelhändler und wirken sich negativ auf die allgemeine Kauflust des Kunden im Handel aus. Doch worauf achten Verbraucher bei ihrem Einkauf von Obst und Gemüse eigentlich besonders? Umfragen zeigen, dass in erster Linie "subjektive" Parameter wie Aussehen, Geruch und Geschmack für Verbraucher kaufentscheidend sind. Daher ist es für Einzelhändler besonders wichtig, diese Verbrauchererwartungen zu kennen.
Qualität anders bewerten
Doch wie kann man den Verbrauchererwartungen wirklich gerecht werden? Und wie lassen sich diese Erwartungen zukünftig messen? Bisher stützen Industrie und Handel ihre Qualitätsbewertung auch bei Frischeprodukten vor allem auf objektive und rechtlich definierte Parameter, zum Beispiel Inhaltsstoffe oder die Belastung mit Rückständen. "Wichtig ist es, dass sich Handel und Lieferanten darauf einlassen, ihre Produkte aus Sicht der Verbraucher zu bewerten", sagt Jelger de Vriend, Geschäftsführer von In-Quality Germany. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, Frischeprodukte im Auftrag von Herstellern und Handel zu monitoren und aus Verbrauchersicht zu analysieren. So werden aus subjektiven Wahrnehmungen objektive Zahlen und Datenreihen. Mit diesen lassen sich Qualitätsabweichungen leichter nachvollziehen. Produkte lassen sich besser steuern. Die Daten dienen dem Handel als neues Instrument, um gemeinsam mit definierten Qualitätssicherungsvereinbarungen die Hersteller und Lieferanten zur Erfüllung erforderlicher Qualitätsmerkmale zu bewegen. Zudem lassen sich Qualitätstrends frühzeitig erkennen und so schnell reagieren. Bei einer andauernden unzureichenden Produktqualität entwickelt In-Quality Germany gemeinsam mit den betroffenen Unternehmen Strategien zur nachhaltigen Verbesserung der Performance. Dazu zählen beispielsweise Trainings zur Produkt- und Prozessqualität für die verantwortlichen Mitarbeiter.
Lieferkette genau kennen
"Die eigene Lieferkette genau zu kennen schützt Unternehmen vor bösen Überraschungen bei der Qualität ihrer Produkte", sagt Anselm Elles. Als Geschäftsführer der AFC Risk & Crisis Consult berät er Unternehmen in der gesamten Lebensmittelwirtschaft hinsichtlich des Supply Chain Managements und der Lieferantenbewertung. Alle Anstrengungen in der Lieferkette seien vergebens, wenn das Endprodukt am Point of Sale zwar bestimmten gemessenen Parametern, aber eben nicht den Erwartungen der Verbraucher entspricht. Die Einzelhändler riskieren dabei nicht nur vermeidbare Lebensmittelabfälle, sondern auch hohe Kosten, Reputationsschäden und Kundenverluste. Die Entwicklung zeigt, dass ein umfassendes und an den Verbrauchererwartungen orientiertes Produktmonitoring im Obst- und Gemüsebereich unerlässlich ist. Handel und Lieferanten können durch entsprechende Monitoring-Daten schneller und sicherer auf Trends reagieren. Im Kampf gegen Abschriften, Umsatzverluste und Lebensmittelverschwendung sind das verbesserte Qualitätsverständnis und das Bewusstsein für die Verbrauchererwartungen die Basis des Erfolgs
In: Lebensmittel Praxis Heft 03/2019 vom 27.02.2019, Seite 92