Eigene KI-Assistenten schaffen echten Mehrwert und geben einen tiefen Einblick in die Bedürfnisstruktur der Kunden
Wenn morgen die KI einkauft: Welche alten Probleme im E-Commerce bleiben? Welche neuen Chancen entstehen für Händler aber auch für Kunden? Das leuchtet Tobias Dünnebacke in der aktuellen Ausgabe der Lebensmittel Praxis im Gespräch mit Prof. Dr. Otto Strecker (AFC), Maximilian Waltmann (AFC) und mit weiteren Experten aus Handel und Beratung aus.
Auszüge:
Wird die KI damit dem schwierigen Zustellgeschäft neues Leben einhauchen? "Das Thema E-Commerce ist seit über 25 Jahren in Deutschland schwierig und bleibt es für den LEH auch mit KI-Unterstützung", ist Professor Otto A. Strecker von der auf die Lebensmittelwirtschaft spezialisierten Berateragentur AFC Consulting überzeugt. Es sei weniger wichtig, wie smart die Kundenschnittstelle durch eine KI werde. Die Zustellung von komplexen Warenkörben mit unterschiedlichen Kühlstufen bleibe kompliziert und für viele Kunden aus der Discounter-Nation Deutschland zu teuer. ...
Ein weiterer großer Trend ist Individualisierung. "Es geht um den Gesundheitsstatus, Unverträglichkeiten, geplante Kalorienaufnahme, geschmackliche Vorlieben, sportliche Betätigung und die aktuellen Sonderangebote in der Region", sagt Strecker von AFC Consulting. ...
Die Frage ist: Machen Händler ihre Daten für die Giganten der Branche, also den ChatGPT-Anbieter OpenAI, Google oder etwa Perplexity lesbar? ... Oder setzen Unternehmen auf eigene Lösungen? Strecker von AFC Consulting glaubt eher an die zweite Variante: "Eigene KI-Assistenten schaffen echten Mehrwert und geben einen tiefen Einblick in die Bedürfnisstruktur der Kunden." Hinzu komme ein nicht zu unterschätzendes Misstrauen sowohl bei Kunden als auch Händlern gegenüber großen amerikanischen Tech-Konzernen in puncto Datenschutz. ...
Maximilian Waltmann von AFC Consulting sieht aber auch Chancen und glaubt, dass sich durch den Einsatz von mit KI verbundenen Kameras im Markt eine neue Geschäftsbeziehung zwischen Industrie und Handel ergeben könnte. Mittels Kamera sei die KI bereits in der Lage, zu analysieren, wer vor dem Regal steht: War es eine junge Frau, eine ältere Dame? Wer hat gekauft und wer nicht? Trug die Kundin teure oder weniger teure Kleidung? So ließen sich Kunden, wenn auch oberflächlich, in soziale Schichten einordnen. "Ich denke, der Handel wird daraus ein Geschäftsmodell entwickeln, indem er Daten an die Produzenten verkauft", sagt Waltmann. Die Computer Vision genannte Technologie biete nebenbei weitere Möglichkeiten: Denkbar sei es, die Präsentation in der Obst- und Gemüseabteilung zu überwachen. Kameras, deren Bilder eine künstliche Intelligenz auswertet, seien auch in der Lage, Diebe ohne Detektiv dingfest zu machen. Im rückwärtigen Bereich könnten die Kameras erkennen, ob auf einer Palette die richtige Anzahl an Kisten stehe. Sensoren und künstliche Intelligenz seien im Zusammenspiel zudem fähig, den Reifegrad von Produkten zu überprüfen. ...